Das Projekt „Sozial engagierte Jungs“ läuft nun bereits seit mehr als 15 Jahren in Rheinland-Pfalz und hat sich als sehr erfolgreich erwiesen. In zahlreichen Projekten in den vergangenen Jahren haben männliche Fachkräfte der Jugendarbeit in ihren Kommunen mehrere hundert Jungen für die soziale Arbeit mit Kindern, vor allem im Vorschulbereich, interessiert und eingebunden. Sie haben Netzwerke aufgebaut und im besten Sinne Nachhaltigkeit erzielt. In einigen Kommunen läuft das Projekt nun bereits im zwölften Jahr. Die Pandemie und die Flutkatastrophe haben die beteiligten Fachkräfte zu einer Pause gezwungen. Doch in der ein oder anderen Kommune wurden kreative Formen gefunden, um auch in diesen schwierigen Zeiten, Angebote des sozialen Engagements zu schaffen.
Die Fachstelle Jungenarbeit Rheinland-Pfalz/Saarland hat das Projekt „Sozial engagierte Jungs“ entwickelt und bisher an rund 20 Standorten in Rheinland-Pfalz erfolgreich umgesetzt bzw. begleitet.
Die Ergebnisse und Erfahrungen sind für alle Beteiligten positiv und ermutigend.
Es zeigt sich, dass sich die Reflexion der eigenen Geschlechtsrollenbilder mit dem Kompetenzerwerb im Ehrenamt und darüber hinaus auch mit beruflicher Orientierung sehr gut verbinden lassen. Dies beinhaltet auch, Jungen aus bildungsfernen Familien Alternativen zu den „klassischen“ Männerberufen zu bieten.
Darüber hinaus bewirkt das Projekt, dass die Jugendpfleger und Schulsozialarbeiter eine zielführende und praktikable Arbeitsform gefunden haben, geschlechtsspezifische Jugendarbeit in ihrem Wirkungskreis anzubieten.
Die Arbeit mit den Jungen, wie sie im Rahmen dieses Projektes durchgeführt wird, ist nach unserer Definition sicher nicht per se geschlechtsbewusste Jungenarbeit. Aber dieses und ähnliche Projekte sind eine außerordentlich gute Möglichkeit geschlechtsbewusste Jungenpädagogik und Jungenarbeit zu entwickeln, durchzuführen und zu etablieren:
Die Interessen, Fähigkeiten und Stärken von Jungen werden aufgegriffen – ihr Engagement wird wertgeschätzt und gewürdigt. Mit dieser Ausgangslage können die Jungen Themen, die ihr Jungesein und Mannwerden betreffen, leichter zulassen.
Auch wenn die Frage der beruflichen Orientierung der Jungen eine herausragende Rolle im Rahmen diese Projektes einnimmt, wäre es falsch und zu kurz gegriffen, den Erfolg nur daran zu messen, wie viele der Jungen nachher den Beruf des Erziehers ergreifen. Zwar ist es wichtig und notwendig, dass mehr Männer qualifiziert und reflektiert mit Kindern arbeiten, gleichwohl sollten wir andere wichtige Erfahrungen und Erkenntnisse nicht unterschätzen.
In der bisherigen Arbeit wurde deutlich, dass Jungen, die ein Jahr z.B. in einer KiTa tätig waren, diese wichtige Arbeit der Früherziehung anders würdigen und bewerten als zuvor. Und es wird die Jungen auch in ihren anderen Berufen – als Polizist, Handwerker oder Lehrer – mitprägen. Und nicht zuletzt wird es auch Einfluss darauf haben, wie sie ihre Vaterschaft gestalten.
Sozial engagierte Jungs (SeJ)
Seit März 2010 finden an verschiedenen Standorten in Rheinland-Pfalz jährlich Neuauflagen von SEJ statt. Die männlichen Fachkräfte werden jeweils in einer Regionalgruppe Nord und Süd (in den ersten Jahren gab es auch eine Regionalgruppe Mitte) zwei- bis dreimal jährlich durch Supervision und Praxisberatung begleitet, geschult und gecoacht. Einige Fachkräfte aus Standorten des ursprünglichen Netzwerkes in RLP haben sich entschieden, aus Zeitmangel nicht mehr an den Regionaltreffen der Fachstelle teilzunehmen. Sie führen jedoch das Projekt SeJ vor Ort weiter durch. Die Teilnahme an den Regionalgruppen ist die Voraussetzung zum Erhalt des Zertifikates vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration in Mainz.
Die Praxisberatungen dienen somit der Qualitätssicherung und der Fortbildung. Während der halbtägigen Meetings stehen Fallbesprechungen, methodische Fragestellungen, kollegiale Beratungen zu Strukturen sowie Reflexion des pädagogischen Handelns im Vordergrund. Die teilnehmenden Fachkräfte schätzen dieses Angebot der Fachstelle sehr und beteiligen sich engagiert. Eine besondere Herausforderung im Projekt SeJ ist jedoch die verbindliche Planung und Rückmelde-kultur. Hier muss seitens der Fachstelle ein hoher Aufwand betrieben werden, um z.B. Termine zu vereinbaren, Rückmeldungen zu teilnehmenden Jungs und auch der Teilnahme an der jährlichen Zertifikationsvergabe im Ministerium zu erhalten.Ein besonderer Synergieeffekt aus den Regionalgruppen ist die daraus entstandene Vernetzung. So wurden in der Vergangenheit auch gemeinsame Veranstaltungen unterschiedlicher Kommunen mit verschiedenen Gruppen „Sozial engagierte Jungs“ organisiert. So treffen sich jährlich die Jungen aus der VG Altenahr, Neuwied und anderen Standorten zu einer handlungsorientierten, erlebnispädagogischen Veranstaltung, die die Identifikation der Jungen mit dem Projekt steigert.
Besonders ist in diesem Zusammenhang auch die Weiterentwicklung der „MusterKnaben“ in der VG Altenahr zu erwähnen, die im Jahr 2012 gegründet und seitdem aus den „Sozial engagierten Jungs“ der nachfolgenden Jahrgänge weitere Jungen gewinnen konnten, um gemeinsam soziale und gemeinnützige Aktivitäten in ihrer Region durchzuführen.
Für die beteiligten Jungen ist die Teilnahme am Projekt SEJ i.d.R. nicht nur eine wichtige persönlichkeitsbildende Erfahrung, sondern bringt durch die regionale Teilnahme-bescheinigungen, das Zertifikat des Ministeriums und positive (Bemerkungen) Vermerke auf schulischen Zeugnissen direkte Vorteile in späteren Bewerbungsverfahren.
Die Erfahrung zeigt, dass durch die Teilnahme an dem Projekt „SeJ“ das Interesse an ehrenamtlichem Engagement und das Interesse an „Sozialen Berufen“ wie z.B. Erzieher und Sozialarbeiter erkennbar gesteigert wurde.
Im Jahr 2021 konnten unter Beachtung der Hygienevorschriften die Praxisberatungen persönlich bzw. digital stattfinden.
Übersicht Projekt „Sozial engagierte Jungen“ von 2010 bis 2020
Schuljahr 2010/2011
Lambrecht 7 Jungen in Kitas, Pflegestützpunkt
Pirmasens 3 Jungen in Kitas
Neustadt 13 Jungen in Kitas, GS
Edenkoben 6 Jungen in Kitas, GS
Worms 6 Jungen in Kitas, GS
Kirchheimbolanden 5 Jungen in Kitas
Landau 8 Jungen in Kitas, GS
Kandel 5 Jungen in Kitas
Altenahr 14 Jungen in Kitas
Neuwied 9 Jungen in Kitas, GS
Mülheim-Kärlich 6 Jungen in Kitas = 92 Jungen
Schuljahr 2012/2013
Trier 10 Jungen
Altenahr 10 Jungen
VG Maifeld 12 Jungen
VG Ransbach-Baumbach 5 Jungen
Landau 8 Jungen
Stadt Neuwied 11 Jungen
Lingenfeld 9 Jungen
VG Bad Neuenahr-Ahrweiler 8 Jungen
VG Waldmohr 3 Jungen
VG Mülheim-Kärlich 12 Jungen = 88 Jungen
Schuljahr 2013/2014
VG Waldmohr 3 Jungen in Kitas und GS
VG Ransbach-Baumbach 5 Jungen in GS und Kita
Jugendhaus Mülheim-Kärlich 10 Jungs in Kitas und GS
VG Altenahr 10 Jungen in Kitas, betreuende GS
Landau 10 Jungen Kitas, GS
Stadt Neuwied 6 Jungen in Kitas, GS
Neustadt / Weinstraße 11 Jungen in Kitas, GS = 55 Jungen
Schuljahr 2014/2015
VG Maifeld 11 Jungen in Kitas, Hort und Kindertreff
VG Lambrecht/VG Freinsheim 5 Jungen in GS, Kitas u. Jugendarbeit
Neustadt / Weinstraße 7 Jungen in Kitas, GS und Hort
Stadt Neuwied 6 Jungen in Kitas, GS
Landau 8 Jungen Kitas, GS
VG Altenahr 11 Jungen in Kitas, betreuende GS = 48 Jungen
Schuljahr 2015/2016
Stadt Neuwied 7 Jungen in betreuenden GS, Kitas
VG Altenahr 10 Jungen in betreuenden GS, Kitas
Landau 8 Jungen in Kitas, Hort GS
Neustadt / Weinstraße 5 Jungen in Kitas, GS = 30 Jungen
Schuljahr 2016/2017
Stadt Neuwied 10 Jungen in Kitas, betreuenden GS
Landau 10 Jungen in Kitas
VG Altenahr 7 Jungen betreuenden GS, Kitas
VG Oberes Glantal 7 Jungen Kitas, GS = 34 Jungen
Schuljahr 2017/2018
Stadt Neuwied 7 Jungen in Kitas und GS
Grünstadt 2 Jungen in Kita und GS
Landau 7 Jungen in Kitas, GS
VG Altenahr 5 Jungen in GS, Kita, Pflegeheim
VG Oberes Glantal/Waldmohr 3 Jungen in Kitas = 24 Jungen
Schuljahr 2018/2019
Stadt Neuwied 6 Jungen in Kitas und GS
Grünstadt 2 Jungen in Kita und GS
Landau 8 Jungen in Kitas, GS
VG Altenahr 8 Jungen in GS, Kita = 24 Jungen
Schuljahr 2019/2020
Grünstadt 1 Junge in GS
Landau 8 Jungen in Kitas
VG Altenahr 6 Jungen haben ihre Tätigkeit in Kitas und GS
begonnen, mussten aber auf Grund der Corona-
bedingten Maßnahmen ab April 2020 abbrechen
Asbach/Neustadt 5 Jungen in Kitas und GS, auch hier musste der Einsatz, bedingt durch die Corona-Pandemie abgebrochen werden
Stadt Neuwied Die Jungen haben im März 2020 in den Einrichtungen begonnen, mussten ihren Einsatz im April abbrechen.
Schuljahr 2020/2021
Durch die Corona-Pandemie generell und die Schuljahr 2022/2023 Flutkatastrophe im Ahrtal war ein Einsatz der Jungen in Grundschulen und Kindertagesstätten im Jahr 2021 nicht möglich.
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